Gebiet von Santa Cristina
By: https://www.sardegnaturismo.it/de/entdecken/gebiet-von-santa-cristina
„Er stellt den Höhepunkt der Architektur der Brunnentempel dar. Er ist derart ausgeglichen in den Proportionen (…), in der geometrischen Zusammenstellung ausgearbeitet (…), so zweckmäßig (…), dass man nicht glauben mag (…), dass es sich um ein Werk um das Jahr 1000 v. Chr. handelt.“ So beschreibt der ‚Vater‘ der sardischen Archäologie den Brunnen des Heiligtums von Santa Caterina, der heilige Nuraghenbezirk schlechthin, das sich auf einer Basalt-Hochebene in dem Gebiet in der Nähe des Orts Paulilatino erhebt. Der Name stammt von der nahe gelegenen Feldkirche des 11. Jh., von der noch ein Teil der Apsis steht und drum herum, 36 Muristenes, kleine Häuser, die die Pilger während der religiösen Feiern beherbergten.
Die archäologische Stätte erhebt sich im von Jahrhunderte alten Olivenbäumen durchsetzten Grün, in zwei Teile unterteilt. Im ersten findet man einen Brunnentempel, der auf die späte Bronzezeit zurückreicht, der von einem heiligen Bezirk von der Form eines ‚Schlüssellochs‘ umrahmt wird. In seinem Inneren, ein Vestibulum, eine absteigende Treppe und ein Raum mit Tholos-Gewölbe, aus konzentrischen Ringen geformt. Außerhalb der Einfriedung, das kreisförmige Versammlungshaus mit einem Durchmesser von zehn Metern, einem Fußboden aus Kieselsteinen und einer kreisförmigen Sitzbank, und etwa zehn Räume, vielleicht Wohnräume der Kultmeister und Geschäfte des Markts, der die religiösen Feierlichkeiten begleitete. Bronzestatuen aus Nahost des Anfangs des ersten Jahrtausends v. Chr., Bronzefibeln (9. Jh. v. Chr.) und goldene phönizische Schmuckstücke, die während der Ausgrabungen gefunden wurden, bezeigen die lange Lebendigkeit der Kultur und des Handels. 200 Meter entfernt befindet sich der zweite Kern, der einen eintürmigen Nuraghe von 6 Meter Höhe und 13 Meter Breite umfasst, mit Treppe, Flurnische, Raum und intaktem Gewölbe. Um den Nuraghe herum, drei Langhäuser und das von einer Einfriedung umgebene nuraghische Dorf.
Aus geglätteten Steinen mit sorgfältigen Techniken gebaut, ist der Brunnen ein Juwel aus perfekten geometrischen Formen. Er beschwört eindrucksvolle Wasserkulte, die die nuraghische Bevölkerung aus der ganzen Insel anzogen. Der Treppenraum hat einen trapezförmigen Querschnitt mit auskragenden Wänden von sieben Metern. Die 25 Stufen der Treppe verengen sich nach und nach zur Zelle hin, bedeckt von spiegelbildlich angeordneten Tragbalken: Die Wirkung ist die einer ‚auf den Kopf gestellten Treppe‘. Das Wasser gelangt in das in den Felsen gehauene Becken aus einer konstanten Grundwasserader: Der Wasserstand ist stets gleichbleibend. Man stellt sich vor, dass der obere Teil ähnlich desjenigen von su Tempiesu von Orune gewesen sei. Das Heiligtum war vielleicht ein Ort der astronomischen Beobachtung: Daher ist das Szenario, allerdings mit Vorsicht, einen Besuch wert, wenn das Mondlicht das Wasser des Brunnens erleuchtet.
0 Kommentare